Maratona delles Dolomites am 04.07.2010

Bericht (von Andreas König)

Der Dolomitenmarathon ist die größte, bekannteste und am besten organisierte Radsportveranstaltung in Italien. Fast zehntausend Radsportler aus der ganzen Welt nehmen jedes Jahr an diesem Pässerausch teil, weshalb die Startnummern sehr begehrt sind.

Dieses Jahr bereits zum zehnten Mal dabei, ist es für mich immer noch ein großes Fest, bei dem es um den Genuss der Landschaft, die Freude an autofreien Bergstraßen und um die eigene Leistung geht.

Es gibt drei Strecken mit 55, 105 und 138 km zur Auswahl, wobei es auf der Längsten der Marathonstrecke über acht Pässe (Campalongo, Prodoi, Sella, Grödner Joch, Campalongo, Giau, Falzerego und Valparola) und insgesamt 4400 Höhenmeter geht. Es wird dabei eine achtförmige Strecke mit zwei Schleifen durchfahren.

Nach kurzer Nacht wird ab 5:30 Uhr in Stern in vier leistungssortierten Startblöcken Aufstellung genommen. Vor dem Start wird bei guter Stimmung, Musik und einem abschließendem Gebet der Tag begrüßt. Hubschrauber kreisen. Die Nervosität steigt ins Unerträgliche. Glückwünsche an die Bekannten und Unbekannten um mich herum.

Dann endlich um 6:30 Uhr fällt der Startschuss und die endlose Schlange setzt sich langsam in Bewegung. Die Klickpedale rasten ein und ich durchfahre um 6:32 Uhr den Startkorridor mit dem Transponder für die Zeitnahme. Anfangs ist das Tempo noch recht mäßig und erst, wenn sich die Radfahrer nach ihrer Leistungsfähigkeit sortiert haben, erreiche ich mein Renntempo.

Mit einer Marschtabelle für die wichtigsten Streckenpunkte ausgestattet, nehme ich meine anvisierte Fahrzeit von 5:38 h in Angriff. Dies lässt lediglich einen kurzen Tankstopp zum Getränke nachfüllen zu, obwohl beinahe auf jedem Pass Verpflegungsstellen eingerichtet sind.

Es ist ein außergewöhnlich warmer Tag mit bereits 14 Grad am Start. Deshalb bin ich nur mit Radhose, Trikot und ein paar Blatt Zeitungen für die Abfahrten angetreten.

Exakt im gegebenen Tempo schaffe ich die ersten vier Pässe der Sellaronda nach 2:18 Stunden und durchfahre den Zielbereich mit den jubelnden Zuschauern, was sehr beeindruckend und bewegend ist. War die erste Runde noch angenehm warm und in den Abfahrten beinahe kühl, wird in der zweiten Schleife die Temperatur auf über 28 Grad ansteigen.

Auf der langen Abfahrt zum entscheidenden Anstieg des Giau mit fast 1000 Höhenmeter und bis zu 14%, finden sich spontan große Gruppen zusammen, die recht gut funktionieren. Schulter an Schulter mit zumeist Italienischen Fahrern entstehen enge Leidensgemeinschaften. Da ist kein Platz für Konkurrenz. Jeder hilft dem anderen gegen den Wind und in den mörderischen Anstiegen mit aufmunterten Worten.

Ich fülle ein Gel nach dem anderen mit Wasser in meinen stark beanspruchten Magen, der bei diesen Temperaturen die größte Last zu tragen hat. Nach 55 langen und quälenden Minuten überquere ich den Giau deutlich angeschlagen und stürze mich ohne Pause in die kurvenreiche, lange und rasend schnelle Abfahrt nach Pocol. Mit laktatschweren Beinen beginne ich den letzten langen aber nicht allzu steilen Anstieg zum Falzerego. Hier finden sich glücklicherweise erneut kleine Gruppen zusammen, um schneller gegen den Wind zum Falzerego Pass zu gelangen. Mit letzter Kraft und einem Juchzen über die kurze, aber mit 15 % steilste Rampe des Valparola wieder hinunter ins Tal zum Zielort. Immer wieder erstaunlich ist, mit welch hohem Tempo die letzten leicht ansteigenden sechs Kilometer bis Corvara nach den Strapazen noch gefahren werden können.

Sturzfrei, total am Ende und glücklich erreiche ich mit 5:49 Stunden das Ziel und verfehle meine gewünschte Fahrzeit um gut zehn Minuten, was an den hohen Temperaturen und nicht an der Vorbereitung liegen mag.

Nach einem lebenswichtigen Besuch der Dusche, einem kurzen Nickerchen und mit frischen Zivilklamotten stürze ich mich in die „Afterrace Party“. Hier zeigt sich erneut die super gute Organisation der Südtiroler: Gutscheine für Grillfleisch und Wurst, Getränke, Pasta, und Apfelstrudel bringen die Lebensfreude zurück. In der Zwischenzeit sind auch die Ergebnisse per SMS und in Papierform bekannt gegeben. Mit Gesamtplatz 241 von 4.151 gestarteten Männern und Platz 67 von 1.306 Athleten in meiner Altersklasse kann ich zufrieden heimfahren mit dem festen Vorsatz nächstes Jahr besser vorbereitet die eigene Messlatte nochmal höher legen zu können.


    Ergebnis (138 km)
Name Platz Gesamt AK Platz AK Gesamtzeit
König, Andreas 241 (von 4151) 43-49 Jahre 67 (von 1306) 05:49:53

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